Sitzung: 02.05.2017 Marktgemeinderat Neubrunn
Beschluss: mehrheitlich abgelehnt
Abstimmung: Ja: 4, Nein: 10
Sachverhalt:
Bei der Arbeitstagung der Bürgermeisterinnen
und Bürgermeister des Landkreises Würzburg wurde über die künstlerische
Konzeption des Denkort-Erinnerungsort Aumühle berichtet. Ziel ist es, über
einen längeren Zeitraum einen Gedenkort aufzubauen, an dem die Gemeinden, aus
welchen die Deportierten kamen, beteiligt sind. Der ehemalige Güterbahnhof an
der Aumühle in Würzburg ist der zentrale Ort, von welchem aus der größte Teil
der in Unterfranken lebenden Juden in den Jahren 1941-1942 deportiert wurde. An
der Aumühle mussten seinerzeit 1.795 Menschen die Züge besteigen. Den
Güterbahnhof gibt es nicht mehr, das Gelände ist eine Brache am Rande der
weiterhin genutzten Bahnstrecke. Erhalten geblieben ist ein Stück
Originalpflaster des Aufgangs von der Schweinfurter Straße zum Güterbahnhof,
heute eine verwahrloste, als Parkplatz genutzte, rund 80 m lange Sackgasse
zwischen Bahngelände und dem Parkplatz des Real-Einkaufszentrums.
Die Strecke vom Platz‘schen Garten bis zum
Güterbahnhof Aumühle ist seit 2011 als Weg der Erinnerung kenntlich gemacht.
Seit November 2010 weist ein Denkmal auf die Bedeutung des Ortes hin. Mehrere
Schwellen kennzeichnen den Weg, Stelen mit Erklärungen dazu werden noch folgen.
Die erste Stele am Platz’schen Garten wurde 2015 aufgestellt. Von Anfang an
zielte die Konzeption des Weges der Erinnerung auf ein Mahnmal am Ende des
Weges, das am historischen Ort an dessen tragische Bedeutung erinnert. Hierzu
ist geplant, den Rest des historischen Aufgangs zur Aumühle zu nutzen, über den
die Menschen das Bahnhofsgelände erreichten.
Der Ort am Aufgang zur Aumühle soll so
gestaltet werden, dass dieser Raum bietet für ein wachsendes Denkmal, das aus
einer Trägerkonstruktion und darauf befestigten Gepäckstücken besteht. Jeder
der Gemeinden, aus welchen Deportierte kamen, wird gebeten, sich mit einem
Gepäckstück an dem Denkmal zu beteiligen und einen Zwilling des Gepäckstücks in
der eigenen Gemeinde aufzustellen. Über diese Gepäckstücke werden die Gemeinden
und das Denkmal miteinander in Beziehung gesetzt.
Neben dieser materiellen Beteiligung der
Gemeinden an dem Denkmal tritt eine gedankenpolitische und
erinnerungspädagogische Partizipation. Die heute in den Gemeinden lebenden
Menschen sollen nicht allein mit dem Schicksal der verfolgten Juden ihres Ortes
bekannt gemacht, sondern es soll ihnen die Möglichkeit zur Beteiligung geboten
werden.
Als Träger der Initiative fungiert derzeit
ein Kreis um Dr. Schuster als Vertreter der Israelitischen Gemeinde Würzburg
und Unterfranken und Oberbürgermeister Schuchardt. Der Bezirk Unterfranken ist
durch den Bezirksheimatpfleger Prof. Dr. Reder vertreten. Die Würzburger
Projektgruppe „Wir wollen uns erinnern“ und das Johanna-Stahl-Zentrum für
jüdische Geschichte sind ebenfalls beteiligt. Weiterhin beteiligt sind
Heimatpfleger aus verschiedenen Landkreisen der Region und ein Vertreter der
Jugendbildungsstätte Unterfranken. Der Regierungspräsident ist durch eine
Mitarbeiterin vertreten und unterstützt das Projekt.
Finanziert werden soll das Projekt:
- Neben Spenden aus
Wirtschaft und Gesellschaft, kommen hier ggfs. auch die Landesstiftung, die
Kulturstiftung des Bezirks Unterfranken, die Landkreise, die Stadt Würzburg
sowie gemeinnützige Stiftungen der Wirtschaft, der DB und von Privaten infrage.
- Die Übernahme der
Kosten für jeweils zwei Gepäckstücke wird von den Gemeinden bzw. kreisfreien
Städten erwartet.
- Für die kommunikative
und erinnerungspolitische Arbeit mit und in den kooperierenden Gemeinden soll
eine projektfinanzierte Stelle eingerichtet werden.
Seitens des Marktes Neubrunn gilt es nun zu
entscheiden, ob die Gemeinde sich am Projekt mit 500,00 € beteiligt.
Der Gemeinderat diskutiert darüber und
spricht sich überwiegend gegen eine Spende aus.
Beschluss:
Der Markt Neubrunn beteiligt sich am Projekt „Schaffung eines Denkmals für die ermordeten Juden aus Mainfranken am ehemaligen Güterbahnhof Aumühle“ mit einer Geldleistung von 500,00 €.